Anders, die erzählende Hauptfigur, ein kleiner Angestellter, ist aus der Provinz für ein Jahr an eine zentrale Behörde der »Hauptstadt« versetzt worden; in Briefen an die «Lieben daheim« berichtet er von seinem Aufenthalt in der Fremde und von den verwirrenden Erfahrungen, die er dort macht. Doch je weiter der Text voranschreitet, um so fragwürdiger wird der Charakter der insgesamt 53 Wochenberichte: Waren sie überhaupt je für die Daheimgebliebenen bestimmt oder von vornherein für die Schublade – exzessive Schreibversuche, um der »Ereignisarmut des außerberuflichen Lebens« zu entgegnen und/oder sich seines bedrohten Selbst mittels der gewohnten Ordnung des Protokolls zu versichern?

 


Es ist eine Karriere wie aus dem Bilderbuch, die der Chemieunternehmer Etienne Dubois durchläuft, ehe ein tödlicher Autounfall das jähe Ende setzt. Kein Grund für den Journalisten Philippe, die Arbeit an einem Porträt über Dubois für ein Pariser Wochenmagazin abzubrechen. Im Laufe seiner weiteren Nachforschungen kommen ihm jedoch Zweifel. Ist es Zufall, dass kurz nach Dubois Tod eine Regierungskommission überprüft, ob in seinen Werken chemische Kampfstoffe hergestellt und illegal verkauft wurden?
Zufall auch, dass wenig später ein ehemaliger Angestellter ermordet wird und ein anderer spurlos verschwindet?
Für Philippe und seine Freundin, die Fotografin Catherine, beginnt eine Geschichte, die sie allmählich zu Detektiven werden lässt. Zerstritten und in alte Kämpfe verwickelt, folgt jeder von ihnen einer anderen Spur, überzeugt davon,
auf der richtigen Fährte zu sein – bis sie feststellen, dass jeder von ihnen geirrt hat. Erst als sie die Bruchstücke ihrer Ermittlungen zusammenfügen, ergibt sich ein Bild der Ereignisse und eine überraschende Einsicht.


Sommer ’92. Ein altes Mietshaus im Ostberliner Stadtbezirk Mitte. Eine Frau sitzt zuhause an ihrem Computer. Die Geräusche des Hinterhofes im Ohr, übersetzt sie ein Buch über den französischen Revolutionär Saint-Just. Dazwischen Ereignisse des Tages: eine Haushaltsauflösung nach dem Selbstmord der Mieterin. Besuch von Max, einem windigen Szenetyp.
Telefongespräche mit Johannes, dem Ehemann, der in den Westen gegangen ist. Briefe aus Amerika, geschrieben in den sechziger Jahren an die Schwestern König,längst verstorbene Nachbarinnen. Die Übersetzerin findet und erfindet – Erinnerung an eigenes, an fremdes Leben: die Kindheit, die Ferienlager auf Rügen, den 17. Juni 1953.
Sie reist zu Johannes. Auf einer Party unter erfolgreichen Westmenschen zieht sie eine Fremde ins Vertrauen, erzählt ihr die Geschichte von IM Norma: »Es ist an der Zeit, dass Sie die Wahrheit über mich erfahren …«


Zufällig treffen sie sich in Berlin auf der Straße: Ines und Karenina. Sie waren an der gleichen Uni. Nun ist aus Ines eine karrierebewusste Journalistin geworden, die im Café von ihren Recherchen erzählt: Sie ist hinter der Geschichte des Karl Weiss her, auf den ein Attentat verübt worden ist, das allerdings fehlschlug. Nun ist auch seine Biographie erschienen, verfasst von einem Ghostwriter. Doch der ist verschwunden.


Mai 1989: Die Lektorin Vera Berend (Ost) verliebt sich in den Rundfunkredakteur Paul Winnesberg (West). Auf eine platonische Beziehung eingestellt, erleben beide, ein halbes Jahr darauf, den Fall der Mauer als Öffnung unverhoffter Möglichkeiten. Und bleiben, wo sie sind – Paul als Single in Darmstadt, Vera mit Mann und Sohn in Berlin-Mitte.


Der Roman „Luftweg nach Indien“ handelt von frühen Reiseträumen und ihrer
Verwirklichung spät im Leben, von der leichten Erreichbarkeit eines fernen Landes und der schwierigen Erfahrung, dort in der Fremde zu sein, vom Gewicht der Prägungen und dem Wunsch, sie im Flug abzustreifen.
Erzählt wird von einer dreiwöchigen Reise, bei der kulturtouristische Unternehmungen eingebettet sind in die Teilnahme am Leben einer Mittelschichtfamilie in Neu-Delhi.